Die Somerset Levels im Südwesten Englands waren einst ein riesiges, wildes Feuchtgebiet, das sich über das ganze Flachland von den Mendip Hills bis zur Atlantikküste erstreckte. Vom Pelikan bis zum Luchs, vom Biber bis zum riesigen Stör wimmelte es in diesem großen Gewirr aus Sumpf, Wald und Fluss nur so von Wildtieren. Dies war Englands Okavango-Delta.
Leider sind die Somerset Levels, wie die meisten unserer Biotope, nur noch ein Schatten ihrer selbst. Viele der großen Tiere sind schon lange verschwunden, und selbst ehemals häufige Arten kämpfen oft ums Überleben – ein trauriges Spiegelbild der allgemeinen Krise der britischen Wildtierwelt.
Aber es gibt Hoffnung.
Somerset Wildlands ist eine Wohltätigkeitsorganisation, die sich dafür einsetzt, verloren gegangenes Leben durch Wiederverwilderung erneut anzusiedeln: durch Kultivierung von Trittsteinen der Wildnis – großen und kleinen wilden Flächen –, die sich zu Räumen entwickeln können, in denen Natur und Tierwelt wieder erblühen.
Anders als bei der üblichen Naturschutzarbeit, die darauf abzielt, Gebiete mit großer Artenvielfalt zu schützen oder bestimmte Lebensräume zu erhalten, kauft Somerset Wildlands normales Ackerland auf und lässt es zu etwas Außergewöhnlichem verwildern. Das gekaufte Land wird so wild und unkultiviert wie möglich belassen, damit die Natur freie Bahn hat und sich die vorhandene Mischung aus bewirtschafteten Naturschutzgebieten und landwirtschaftlich genutzten Flächen durch etwas Neues bereichert. Die typische Naturschutzarbeit ist wichtig und wertvoll, aber es ist nicht mehr genug da, das bewahrt werden könnte. Wir müssen mehr Räume schaffen, in denen die Natur ohne menschliche Steuerung aufblühen und sich entfalten kann. Deshalb ist der Livebarefoot Fund stolz darauf, Somerset Wildlands zu unterstützen.
Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend. Wenn man sie ein paar Jahre einfach in Ruhe lässt, erwacht die Natur zu neuem Leben. Das Weideland verwandelt sich in ein lebendiges Durcheinander aus Blumen, Hecken, Büschen und Gras. Disteln, Klee und Feuchtgebietspflanzen wetteifern um Platz. Im Sommer wimmelt es nur so von Insekten. Spinnen und Heuschrecken tummeln sich an jedem Halm, und wenn man das brusthohen Gras durchschreitet, fliegen Wolken von Schmetterlingen und Libellen hoch. Auch Schlangen und Fuchswelpen finden in der dichten Vegetation Unterschlupf, während über ihnen Rohrweihen nach Beute suchen.
Aber beim Wiederverwildern geht es darum, vorwärts zu gehen, nicht rückwärts. Somerset Wildlands orientiert sich an der Vergangenheit und lässt sich von ihr inspirieren, um eine wildere und gesündere Zukunft zu schaffen: für Wildtiere und Menschen.
Die Geschichte des Menschen und die der Somerset Levels sind seit langem miteinander verwoben und haben einander geprägt. Vom Glastonbury Tor aus – oder von einem der anderen Hügel oder „Mumps“ aus, die sich wie Inseln aus dem Flachland erheben – kann man sich immer noch vorstellen, wie unsere Vorfahren die hölzernen Stege benutzten, um bei Hochwasser das Grasland, die Schilfgebiete und die Salzsümpfe zu durchqueren. In diesen Sümpfen und Mooren versteckte sich Alfred der Große vor den Wikingern, als er Wessex verteidigte. Und manche glauben, dass hier die mythische Insel Avalon lag, die legendäre Ruhestätte von König Artus. Seit jeher hat der Mensch hier Arten verdrängt und neue angesiedelt, die Landschaft mit Straßen und Häusern übersät und die Luft, das Wasser und das Klima verändert.
Wir können diese menschliche Geschichte weder ignorieren noch ungeschehen machen, aber wir können den Menschen helfen, eine ursprünglichere, regenerativere Beziehung zu den Levels aufzubauen. Somerset Wildlands schafft also nicht nur Raum für die Natur, sondern bringt auch die Menschen wieder mit der Natur in Verbindung. Sie arbeiten zum Beispiel mit anderen Landbesitzern zusammen, die ihre Vision teilen und ihr eigenes Land wieder verwildern lassen wollen, während sie anderen Menschen die Möglichkeit geben, sich durch freiwillige Naturbeobachtung, Bildung oder Naturtourismus mit der Wildnis zu beschäftigen.
Dieses Gefühl der Hoffnung ist der Schlüssel zur Wiederverwilderung. Wir brauchen weder den Rückgang unserer Wildtiere noch den Verlust der Natur in unserem Leben hinzunehmen. Indem wir der Natur den Raum geben, einfach zu sein – indem wir lebensspendende Prozesse ablaufen lassen, ohne in sie einzugreifen – können wir dem Land und unserem Leben Freude, Ursprünglichkeit und Gesundheit zurückgeben.
Unterstützen Sie Somerset Wildlands hier.